MONTAG, 7. MÄRZ 2011

Offjazzgroup feierte ihr 45. Jahr

Von Ernst BuchhoLz

Offenbach - Es hatte etwas von einem großen Familientreffen. , Man sah viele bekannte Gesichter im vollen Veranstaltungslokal Wiener Hof in Bieber, die man über die Jahre hinweg bei den Konzerten von Tilman Gasch, Saxophone, Dr. Volker Bellmann am Flügel, Artur Hartmann, Kontrabass, und Schlagzeuger Herbert Müller gesehen hatte. Sie alle hielten der Offenbacher Formation die Treue. Und trotz oder vielleicht wegen des 45-jährigen Bestehens waren die Jubilare frisch und originell wie immer. Die Musik kein bisschen abgenutzt, die Zuhörer aufmerksam und konzentriert, beste Voraussetzungen für einen spannenden Abend.

Die Musiker richteten sich auf der Bühne ein, das Schlagzeug begann einen Rhythmus zu entwickeln, der Kontrabass legte ein Ostinato darüber, das Klavier unterstützte den allmählich erkennenden Aufbau mit swingenden Riffs, schließlich setzte das Saxophon ein. Eine kollektive spontane Improvisation hatte sich zu einer neuen Nummer verfestigt. "Auf geht's" tauften sie das so entstandene Stück, und nach gelungenem Einstieg ging es ähnlich spontan und swingend weiter.

Mit modalen Elementen, mächtigen Kontrabassfiguren und einem Saxophon zwischen Eric Dolphy und Ornette Coleman legte die Offjazzgroup den Sound für den Abend vor. Zur "Erholung" (Volker , Bellmann) folgte dann ein Stück für Akkordeon und Klaviertrio, komponiert von Volker Bellmann. Tom Schüler, Trompeter und immer wieder Mitstreiter der Offjazzgroup, griff dann zum Akkordeon.

Ein Kopfnicken reicht zur Verständigung

Eine melodische Romanze entwickelte sich aus dem Spiel zwischen Klavier und Akkordeon, bestens unterstütz von Artur Hartmann und Herbert Müller. Ein Stück von Tom Schüler, "Balance", gab dem Trompeter außerdem Gelegenheit, seine vielen Facetten zu zeigen bis hin zum trickreichen Spiel mit dem elektronischen Echo.

Dass die Band einen noch älteren Kern hat, war vielen nicht bekannt. Herbert Müller erinnerte daran, dass er und Artur Hartmann bereits seit 55 Jahren zusammen spielen. Eine Hommage an Louis Armstrong mit einer Paraphrase auf dessen "Westend Blues" brachte die alten Dixielandzeiten in der Verfremdung der Offjjzzgroup zeitgemäß zurück.

Schließlich hatten sich die ersten Jazzer der Gruppe im Offenbacher Westend zum Proben getroffen. Da fragte sich so mancher Zuhörer, wo denn die Jahre hingegangen seien. Artur Hartmann steuerte eine Komposition im 7/4 Takt bei, "Kobolde", eindrucksvoll begleitet von Klavier und Schlagzeug.

Nach der Pause, wieder in der ursprünglichen Offjazzgroupbesetzung, "Sue's Changes" von Charles Mingus. Da konnte die Band alle Errungenschaften ausspielen, die es nach 45 gemeinsamen Jahren eben gibt. Bei den nicht einfachen Themen- und Rhythmuswechseln genügen, nach jahrelanger Präzisionsarbeit, ein Augenzwinkern ein Kopfnicken und weitere, unauffällige Signale, um die Band zusammen zu halten.

Es war ein gelungenes Konzert, das mit einer gelungenen Zugabe zu Ende ging. Die Zuhörer haben es sehr genossen.